Teatralmente: Salvatore Fiume
Eröffnung: Sonntag, 15. Dezember 2024, um 17:30 Uhr
Bis: 16. März 2025
Öffnungszeiten:
Freitag: 14:30 – 18:30 Uhr
Samstag und Sonntag: 10:00 – 12:00 Uhr und 14:30 – 18:30 Uhr
Zwanzig Jahre nach der großen Retrospektive von 2003, kuratiert von Luigi Cavadini, ehrt das Civico Museum „Parisi Valle“ erneut den großen Meister aus Comiso und präsentiert den Besuchern eine vollständige Ausstellung des bedeutenden Bestands an grafischen Werken von Salvatore Fiume (1915–1997), die sich in den Sammlungen des Museums befinden. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine Gruppe von Tusche- und Kohlezeichnungen aus den 1930er Jahren, die dem Thema Theater gewidmet sind, in denen Fiume bereits, trotz seines jungen Alters, das perfekte Gleichgewicht zwischen evokativer Kraft und der seltenen Eleganz seiner Linie zeigte – ein Charakteristikum, das seine Reifephase künstlerisch prägen sollte. Zwischen Masken, Szenenfiguren und fast traumhaften Erscheinungen ließ er die Themen des Theaters lebendig werden.
Organisation und Koordination:
Civico Museo „Parisi Valle“
Kuratiert von:
Federico Crimi
Mit Unterstützung von:
Gemeinde Maccagno mit Pino und Veddasca (VA)
Pro loco Maccagno (VA)
Mit Unterstützung der Region Lombardei
Ausstellungsführer
Das Civico Museo “Parisi Valle” eröffnet den Ausstellungszyklus 2024/2025 mit einem Meister des zwanzigsten Jahrhunderts, Salvatore Fiume (geb. in Comiso, 23. Oktober 1915 gest. in Mailand, 3. Juni 1997). Gezeigt werden außerdem Werke aus den ständigen Sammlungen. Bereits im Jahr 2000 hatte das Museum dem sizilianischen Künstler eine Schau gewidmet, die großen Anklang fand. Kurator der Ausstellung und Herausgeber des Katalogs war Luigi Cavadini.
Nun, nach mehr als zwei Jahrzehnten, zeigt das Museum erneut knapp vierzig Werke von Salvatore Fiume, die zu den Glanzstücken der Sammlungen zählen.
Es handelt sich um eine Reihe von Jugendwerken des Künstlers aus den Jahren 1935-1937 (meist Tintenzeichnungen) und eine Gruppe von Radierungen, die „das frühe, vollkommen unbekannte Schaffen Fiumes repräsentieren. Die Arbeiten entstanden in seinen letzten Jahren am Regio Istituto d’Arte del Libro und im ersten Jahr in Mailand, einer Zeit des Hungers und der Not. ‚Gott allein weiß, wie ich gelitten habe‘, notiert er auf einer Zeichnung, die mit Mailand, 7.5.1937 datiert ist. Die Zeichnungen zeigen bereits eine gute Beherrschung der grafischen Mittel: der Künstler lässt die Feder mal flüssig über das Blatt gleiten, mal im Lauf innehalten, um Details hervorzuheben, mal heftige Bewegungen vollführen, dabei immer einer klaren Vorstellung folgend“ (Cavadini).
Diese Gruppe von Zeichnungen (Raum 1) dokumentiert auch das frühe Interesse von Salvatore Fiume am Theater – und dies lange vor seinem Debut als Bühnenbildner an der Mailänder Scala im Jahr 1952. Er begann dort auf Vorschlag von Alberto Savinio und sollte in den folgenden vierzig Jahren großformatige Kulissen schaffen: für den Nabucco (1958), den Wilhelm Tell (1965) und den Boléro von Ravel (1967). Er arbeitete auch am Teatro Massimo in Palermo, für I Capuleti e i Montecchi von Bellini (1954), am Londoner Covent Garden (Aida, 1957) und an der Oper Monte Carlo in Monaco (Il Campanello von Gaetano Donizetti) im Jahr 1992; es war Fiumes letztes Werk für die Bühne.
Neben der bewegten Zeichnung Revolution am Theater (Chinatusche, 1937) finden sich weitere Arbeiten, die von Masken, Theaterkostümen, Tänzerinnen inspiriert sind. Der junge Künstler zeichnet in lockeren, geschwungenen Linien von seltener Eleganz, experimentiert mit verschiedenen Techniken des Helldunkel (Kohle, Bleistift, Tinte). Vor allem aber entwickelt er durch das Studium verschiedener Inszenierungen ein sehr persönliches Verhältnis zur Tradition: Venezianische Masken und Sonnenwagen (1937). Prägend ist auch die Begegnung mit der Stadt Mailand: die Theater, die großen Opernaufführungen, aber auch die Wirtshäuser und die Parks, durch die reihenweise Seminaristen (1936) streifen.
Gezeigt werden auch zwanzig Radierungen (Raum 2), die auf eindrucksvolle Weise Fiumes Geschick im Gravieren bezeugen, und in denen die Wirkung der Zeichnung durch die komplexe, gleichwohl strenge Komposition und die Behandlung der dritten Dimension noch potenziert wird. Herausragend sind die großen Drucke des Jüngsten Gerichts und die Porträts von Dante und Virgil, vor allem aber die vollständige Reihe von Illustrationen zu dem Band „La secchia rapita“ von Alessandro Tassoni, der 1941 vom Regio Istituto d’Arte del Libro in Urbino veröffentlicht wurde [FC].
So fließt vor den Augen der Besucher wirklich ein Tintenstrom, un Fiume d‘Inchiostro, wie der Corriere della Sera seine Rezension der Ausstellung im Jahr 2000 betitelte.
→ Bücher. Entdecken Sie den Ausstellungskatalog und die Kataloge der mehr als hundert Ausstellungen im Civico Museo „Parisi Valle” seit 1998.
→ Online. Entdecken Sie die Highlights unserer ständigen Sammlung auf unserer Website www.museoparisivalle.it.
→ Vollständiges Verzeichnis. Entdecken Sie das vollständige Verzeichnis der Kunst- und der archäologischen Sammlungen auf der Website der Region Lombardei www.lombardiabeniculturali.it.
Raum 1
Die Revolution am Theater
Salvatore Fiume wurde 1915 in Comiso geboren und war Maler, Bildhauer, Architekt, Schriftsteller und Bühnenbildner. Mit sechzehn erhielt er ein Stipendium für das Königliche Institut für Buchillustration in Urbino, wo er eine umfassende Kenntnis der Drucktechniken erwarb: Lithografie, Siebdruck, Radierung und Holzschnitt. Nach Abschluss des Studiums 1936 zog er nach Mailand, wo er Künstler und Intellektuelle kennenlernte, darunter Dino Buzzati und Salvatore Quasimodo, mit denen er Freundschaft schloss.
1938 ging er nach Ivrea zu Olivetti und wurde Art Director einer Kulturzeitschrift, die dem Präsidenten, Adriano Olivetti, besonders am Herzen lag und bekannte Intellektuelle wie Franco Fortini und Leonardo Sinisgalli zu ihren Mitarbeitern zählte. Obwohl er eine Karriere als Maler anstrebte, feierte Fiume seinen ersten Erfolg mit einem literarischen Werk, dem autobiografischen Roman Viva Gioconda!, der 1943 im Mailänder Verlag Bianchi-Giovini erschien.
1946 gab er die Stellung bei Olivetti auf und zog nach Canzo bei Como, um sich ganz der Malerei zu widmen. Er richtete sein Atelier in einer großen ehemaligen Spinnerei aus dem neunzehnten Jahrhundert ein. Ab 1952 lebte er dauerhaft in dem Gebäude, das heute Sitz der Stiftung Salvatore Fiume ist. Anfangs fand seine stark vom italienischen fünfzehnten Jahrhundert und der metaphysischen Malerei von de Chirico, Savinio und Carrà beeinflusste Malerei kaum Anerkennung. 1948 malte er eine Reihe von Bildern im Stil der spanischen Tradition und Folklore und signierte sie mit Francisco Queyo, einem imaginären Roma-Maler, der angeblich als politischer Flüchtling im Pariser Exil lebte. Tatsächlich wurden diese Werke mit Erfolg in der Mailänder Galerie Gussoni ausgestellt.
1949 hatte er dann endlich seine erste offizielle Ausstellung in der Mailänder Galerie Borromini, wo die Inseln der Statuen und die Stadt der Statuen bei der Kritik auf lebhaftes Interesse stießen. Der Direktor der Kunstsammlungen des New Yorker MoMA, Alfred H. Barr jun., erwarb aus Anlass der Ausstellung die Stadt der Statuen (1947), die sich heute im MoMA befindet. Auch der Mailänder Sammler Jucker kaufte ein Bild aus derselben Schau. Auf Anregung von Alberto Savinio, dem Bruder Giorgio de Chiricos, nahm Fiume 1950 an der Biennale von Venedig teil, wo er das Triptychon Inseln der Statuen ausstellte (heute Vatikanische Museen). Das amerikanische Magazin „Life” widmete Fiume aus diesem Anlass einen ganzseitigen Artikel.
1951 beauftragte Gio Ponti ihn mit einem Bild von gewaltigen Ausmaßen (48 x 3 Meter) für den Salon der Ersten Klasse des Transatlantikliners Andrea Doria. Das Gemälde zeigte eine fiktive italienische Renaissancestadt, angefüllt mit Meisterwerken verschiedener Epochen, und nahm die Passagiere auf eine imaginäre Italienreise mit. Leider ging das monumentale Gemälde beim Untergang der Andrea Doria 1956 vor der Insel Nantucket, Massachusetts, für immer verloren.
Zur Gestaltung ihrer Verlagsgebäude beauftragten ihn die Magazine “Life” und “Time” 1953 mit einer Reihe von Arbeiten zur Geschichte Manhattans und der New Yorker Bucht, die Fiume als Inseln der Statuen neu interpretierte.
Von 1949 bis 1952 schuf Fiume auf Einladung des Industriellen Bruno Buitoni sen. einen Zyklus von zehn großen Gemälden zum Thema „Abenteuer, Unglück und Glanz” des alten Umbrien, die vom Einfluss italienischer Meister des fünfzehnten Jahrhunderts wie Piero della Francesca und Paolo Uccello zeugen. Die Gemälde gingen 1988 als Schenkung der Familie Buitoni an die Region Umbrien und sind heute im Fiume-Saal des Palazzo Donini in Perugia zu besichtigen.
1967 fertigte Fiume den Entwurf für ein großes Mosaik in der Verkündigungsbasilika in Nazareth im Heiligen Land. 1973 reiste er mit seinem Freund, dem Fotografen Walter Mori nach Äthiopien in das Babille-Tal, wo er seine Inseln unter Verwendung von marinen Lacken auf eine Felsgruppe malte. Für seine große Retrospektive 1974 im Mailänder Palazzo Reale schuf Fiume eine Reproduktion des Werks aus Polystyrol in Originalgröße, die dort fast den gesamten, riesigen Karyatidensaal einnahm. Aus diesem Anlass zeigte er auch erstmals die Afrikanische Mona Lisa (heute in den Vatikanischen Museen), eine Hommage an die Schönheit afrikanischer Frauen, die von Leonardos Mona Lisa inspiriert ist. 1975 gestaltete er kostenlos das Stadtzentrum der kalabrischen Stadt Fiumefreddo Bruzio, was in der Gemeinde begeistert aufgenommen wurde.
Fiumes Schaffen als Bildhauer umfasst Werke von großen Dimensionen wie die Bronzestatue im Europaparlament in Straßburg, die Skulpturen in den Krankenhäusern San Raffaele in Mailand und Rom, die Gruppe von Bronzestatuen für die Fontana del Vino in Marsala und zwei Bronzeskulpturen für das Museo del Parco in Portofino. Eine letzte Ausstellung mit Fiumes Skulpturen wurde 1995 im Außenbereich des Allende-Zentrum in La Spezia gezeigt. 1985 richtete das Castel Sant’Angelo in Rom eine große Schau mit seinen Gemälden aus. 1991 zeigte Fiume seine architektonischen Entwürfe auf der Internationalen Architekturausstellung in Mailand im Palast der Triennale. 1992 stellte er seine Gemälde in der Villa Medici, dem Sitz der Französischen Akademie in Rom, aus.
Nach seinem Tod 1997 wurden Fiume zahlreiche Retrospektiven gewidmet: in der Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea di Arezzo zu seinem zehnten Todestag, im Auditorium-Parco della Musica in Rom, im Spazio Oberdan in Mailand (2018). Die Gemeinde Varese hat im Jahr 2012 eine Skulptur von Salvatore Fiume auf der Piazza del Tribunale aufgestellt. Seit 2012 sind dank einer Schenkung seiner Kinder elf großformatige Werke im Spazio Fiume im neuen Palazzo Lombardia in Mailand zu sehen.
→ Quelle: www.fiume.org
Raum 2
Das Jüngste Gericht
In Raum 2 ist die vollständige Serie von Illustrationen zu sehen, die Salvatore Fiume zwischen 1934 und 1936 im Rahmen eines Tiefdruck-Kurses am Königlichen Institut für Buchkunst für den Band La secchia rapita (Der geraubte Eimer) geschaffen hat.
La secchia rapita ist ein komisches Heldenepos von Alessandro Tassoni (1565-1635) in Oktavreimen in zwölf Gesängen, das bereits 1615 entstand, aber erst 1622 in Paris veröffentlicht wurde. Erzählt wird darin, wie die Einwohner Modenas den Bürgern Bolognas einen Eimer stehlen, was letztlich zum Krieg der Städte führt.
Während seiner Arbeit an den Illustrationen hat Salvatore Fiume eine größere Anzahl von Radierungen geschaffen, als für den Band gebraucht wurden. Die Sammlungen des Civico Museo “Parisi Valle” umfassen die hier gezeigten Probedrucke (in kleinerem Format als im Buch) von fünfzehn Platten, davon zwölf zur Illustration der zwölf Gesänge. Die übrigen drei Druckproben bestehen aus einem Frontispiz (der Entwurf wurde später verworfen und durch eine neue Darstellung ersetzt) sowie zwei weiteren Kompositionen, die ebenfalls von großem Interesse sind.
Die technische Meisterschaft des jungen Fiume besteht in der genauen Beschreibung hunderter Personen. Wenige Linien reichen ihm, um einen Körper zu umreißen oder die Gesichtszüge zu erfassen. Das Spiel von Licht und Schatten scheint bewusst übertrieben und führt zu einer effektvollen Erzähltechnik.
Große europäische Meister der Druckgrafik haben ihre Spuren in diesem Werk hinterlassen: der Holländer Lucas van Leyden und der Deutsche Dürer, der Spanier Goya und schließlich die Italiener Giovanni Battista Piranesi und Bartolomeo Pinelli [Luigi Cavadini].
Galerie
In der umlaufenden Galerie hinter der Fensterfront des Museums werden im Wechsel Stücke aus den Sammlungen des Civico Museo „Parisi Valle” gezeigt, diesmal mit dem Schwerpunkt Skulptur.
Die Skulpturen von Giuseppe Parisi (Maccagno 1915 – Rom 2009) aus transparentem, farbigen Plexiglas (blau, rot, violett) entstanden ab den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. Ebenfalls aus Plexiglas gefertigt sind die Multiples von Giuseppe Capogrossi (Rom 1900 - 1972), die hier mit den Eisenarbeiten von Ettore Colla (Parma 1896 – Rom 1968) und Maria Dompè (geb. in Fermo 1959 ) in Dialog treten. Diese Werke bilden den Kernbestand der Museumssammlungen und zeugen von den engen freundschaftlichen und beruflichen Verbindungen zwischen Giuseppe Parisi, Ettore Colla und Maria Dompè.
Daneben werden auch Skulpturen gezeigt, die durch spätere Schenkungen in die Sammlung gelangt sind (die so genannte „zweite Schenkung“). Sehenswert ist hier besonders die kraftvolle Steinskulptur von Nino Cassani (Viggiù 1930 – Mailand 2017).
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https://www.museoparisivalle.it/de/die-ausstellungen/teatralmente-salvatore-fiume#sigProId60aec25e95


